Da komme ich niemals hoch": Eine Kletterherausforderung in den Gastlosen
Während einige Wanderer die Gastlosen umrunden, wagen sich Kletterer direkt an die steilen Kalkfelsen. Chiara ist eine von ihnen und hat sich den steilen Weg bis zum Gipfel des Eggturms vorgenommen.
„Ich hatte keine Ahnung, was mich erwartet – vielleicht war das auch besser so“, erzählt Chiara, die sich für das Kletterprojekt 26 Summits entschieden hat (siehe Video). „Je näher man den imposanten Felsen kommt, desto stärker denkt man: ‚Da komme ich niemals hoch.‘“ Die beeindruckenden Kalksteinwände der Gastlosen, die bis zu 300 Meter hoch sind, locken Kletterer aus aller Welt in das wunderschöne Wander- und Klettergebiet im Kanton Freiburg
Aufstieg auf den EggturmDas Ziel von Chiara ist der Eggturm, ein markanter 109 Meter hoher Felszacken, der sich auf eine Höhe von 1933 Metern erhebt. Für Chiara, die zum ersten Mal klettert, ist der Aufstieg eine gewaltige Herausforderung. Der Weg nach oben erstreckt sich über fünf Seillängen. Im Klettersport beschreibt die Seillänge den Abschnitt, der ohne Unterbrechung zurückgelegt wird. Chiaras Aufstieg erfordert Seile von 50 bis 80 Metern Länge. Die Route, die sie gewählt hat, liegt im Schwierigkeitsgrad 5a, an manchen Stellen sogar 5c – eine beachtliche Herausforderung für Kletteranfänger.
Ihre Begleiterin, die erfahrene Bergführerin und Kletterlehrerin Andrea Peter von Seilschaft.ch, stellt klar, dass diese Routen normalerweise nicht für Einsteiger gedacht sind. Dennoch wollen sie sich der Herausforderung gut gesichert gemeinsam stellen.
Kletterparadies Gastlosen: Über 800 RoutenDie Gastlosen bieten mehr als 800 verschiedene Kletterrouten mit über 2000 Seillängen. Besonders die nördliche Seite ist im Sommer wegen ihrer anspruchsvollen und schattigen Kletterrouten beliebt. Die südliche Seite, die weniger steil ist, eignet sich besser für weniger erfahrene Kletterer – allerdings kann die Sonne dort zur zusätzlichen Herausforderung werden.
Chiara, die mit ihrem Klettergurt und Helm ausgestattet ist, war sich zunächst unsicher, ob sie es bis zum Gipfel schaffen würde. Andrea schlug vor, erstmal bis zum Canapé zu klettern, einem Rastplatz auf halber Höhe, der nach drei Seillängen erreicht wird. „Wenn es gut läuft, klettern wir weiter“, sagte Andrea. Oben angekommen, entschloss sich Chiara, weiterzumachen: „Ich bin noch nie auf einem Gipfel geklettert, und ich will es unbedingt versuchen.“ Doch später gesteht sie: „Das letzte Stück war hart – es war sogar etwas überhängend.“
Die „Schweizer Dolomiten“Die Gastlosen, auch bekannt als „Schweizer Dolomiten“, gehören zu den beeindruckendsten Klettergebieten der Schweiz. Über 50.000 Kunden der UBS haben die Felsformation zu einem der spektakulärsten Orte des Landes gewählt. Die charakteristischen Kalksteinwände dienen sogar als Vorlage für das Design der UBS Platinum Credit Card, die 2025 auf den Markt kommt
In den Gastlosen geht es um echtes Klettern: Mit etwa 20.000 Bohrhaken bieten die Routen Sicherheit, aber der Aufstieg erfordert dennoch Muskelkraft. Klemmkeile und Seile sorgen für zusätzlichen Schutz, aber Kletterer müssen die Felswand eigenständig bezwingen. Magnesium, auch als Chalk bekannt, hilft, den Grip zu verbessern, indem es die Hände trocken hält.
Der geologische Reichtum der GastlosenDie Gastlosen, die zu den Préalpes Romandes gehören, sind das Ergebnis von Millionen Jahren geologischer Kräfte. Vor etwa 10 Millionen Jahren entstanden die Kalksteinschichten durch die tektonische Bewegung zwischen Europa und Afrika. Die Erosion, die diese mächtigen Felsen geformt hat, erschuf auch das berühmte „Grossmutterloch“, eine 15 Meter hohe und 5 Meter breite Öffnung im Felsen. Der Legende nach entstand das Loch, weil der Teufel in einem Wutanfall seine Großmutter gegen den Felsen schleuderte.
Chiaras Fazit: Eine unvergessliche KlettererfahrungNachdem Chiara den Gipfel des Eggturms erreicht hatte, fühlte sie sich dem Himmel ganz nah: „Dass wir es bis ganz oben geschafft haben, hätte ich nicht gedacht“, sagt sie erleichtert. Dank der professionellen Führung von Andrea fühlte sie sich während der gesamten Tour sicher. Andrea lobt: „Chiara hat das großartig gemacht.“
Nach dem Abenteuer stellte sich zwar der unvermeidliche Muskelkater ein, doch Chiara ist sich sicher, dass dies nicht ihr letzter Kletterausflug war: „Es hat unglaublich viel Spaß gemacht!“
Geologie erleben, ohne zu kletternFür alle, die nicht klettern möchten, bietet der Geologielehrpfad rund um die Gastlosen eine wunderbare Alternative. Auf zwölf Stationen wird die geologische Geschichte der Region anschaulich erklärt, begleitet von einer informativen Broschüre. Die rund 15 Kilometer lange Gastlosenkette gehört zu den Geotopen von nationaler Bedeutung und zeigt eine eindrucksvolle Vielfalt an Landschaftsformen. Eine Wanderung um die Gastlosen bietet eine fantastische Möglichkeit, die Schönheit und Geologie dieser Region zu erleben, ohne sich in die steilen Felswände zu wagen.